Der Wirtschaftsnobelpreis 2024 ging an die drei in den USA forschenden und lehrenden Ökonomen Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson. Die drei Preisträger forschen schon lange zusammen und haben bereits viele wissenschaftliche Artikel und Bücher gemeinsam veröffentlicht. Sie haben den Preis für ihre Untersuchungen bekommen, warum der Wohlstand auf unserer Welt unterschiedlich verteilt ist. Oder anders gesagt, warum manche Länder reich beziehungsweise eine wohlhabende Bevölkerung haben und manche Länder arm sind, also insbesondere deren große Bevölkerungsmehrheit.
Als Hauptursache haben die drei Ökonomen die staatlichen Institutionen und das politische System ausgemacht. Das Ergebnis veröffentlichten sie erstmals vor rund zwanzig Jahren in der Studie »Institutions as the Fundamental Cause of Long run Growth«.
Es sind also nicht das Klima, die Kultur, Religion oder Bodenschätze hauptsächlich ausschlaggebend, sondern die staatlichen Institutionen und die politische Kultur. Verfügt ein Staat über sogenannte inklusive Institutionen oder handelt es sich um ein ausbeuterisches System? Handelt es sich um eine wie auch immer geartete Diktatur oder um eine Demokratie, bei der die Macht auf viele Köpfe verteilt ist?
Ein Staat mit einem funktionierenden und gerechten Rechtssystem, also ein funktionierender Rechtsstaat und ein demokratisches System sind nach Ansicht der drei Ökonomen ausschlaggebend dafür, dass sich eine wohlhabende Gesellschaft entwickeln kann. Herrscht dagegen rechtliche Willkür und ist die Macht auf wenige Köpfe konzentriert, bleibt die breite Bevölkerung arm, sie ist vom Wohlstand nicht nur ausgeschlossen, in einem solchen Staat wird sich auch nie ein breiter Wohlstand entwickeln können.
Wie in einem Brennglas kann man das am Beispiel Korea betrachten. In Nordkorea ist die Macht in den Händen einiger weniger Leute und es gibt keinen aus unserer Sicht funktionierenden Rechtsstaat. Breite Bevölkerungsschichten sind arm, manchmal dringen Nachrichten von Hunger und Unterversorgung aus diesem Land heraus zu uns. Anders Südkorea. Hier gibt es einen funktionierenden Rechtsstaat und eine Demokratie, auch wenn es jüngst Nachrichten über massive politische Auseinandersetzungen gab. Das Ergebnis dieses Rahmens: Südkorea hat in den letzten Jahrzehnten eine atemberaubende Entwicklung vollzogen. Es gibt nur wenige Länder auf der Welt, die den Sprung zu den hochentwickelten Ländern geschafft haben wie Südkorea. Die Bevölkerung ist deshalb hier auch wohlhabend.
Die drei Ökonomen zeigen in ihren Studien noch einige weitere Beispiele, wie zum Beispiel die ehemaligen Kolonien in Afrika, Nordamerika und Australien. Auch hier wurde das Studienergebnis bestätigt. Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, kann einen Blick in das 2012 veröffentlichte Buch »Warum Nationen scheitern« von Acemoglu und Robinson werfen.
Der Wirtschaftsnobelpreis heißt übrigens offiziell »Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften«.