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Make or Buy Entscheidungen

In diesem Blog geht es um das Thema Make or Buy Entscheidungen.

Grundsätzlich gibt es drei Fälle bei einer Make or Buy Entscheidung.

Im ersten und einfachsten Fall hat das Unternehmen noch freie Ressourcen und könnte so die Eigenfertigung, also make, ohne zusätzliche Investitionen starten. Und das ohne Auswirkung auf die Herstellung anderer Produkte.

Im zweiten Fall ist es schon ein wenig komplizierter. Falls das Produkt selbst gefertigt anstatt eingekauft werden soll, muss investiert werden. Zum Beispiel in die Erweiterung der Produktionshalle oder in den Kauf einer neuen Maschine.

Im dritten Fall muss zwar nicht investiert werden, aber die Herstellung anderer Produkte reduziert werden, da eine Erweiterungsinvestition gerade nicht in Frage kommt.

 

Zuerst zum ersten und einfachsten Fall anhand eines Beispiels. Der Essighersteller Bianco-Essig will aus hygienischen Gründen überall in der Produktion und in der Verwaltung Spender mit Handdesinfektionsmittel aufstellen. Grundsätzlich kann die Bianco-Essig das Desinfektionsmittel auch selbst herstellen, freie Kapazitäten wären auch vorhanden. Das Controlling soll aber vorher prüfen, was günstiger ist, make or buy, die Eigen- oder die Fremdfertigung.

Der Einkauf hat mehrere Angebote eingeholt und mit den besten Anbietern Kontakt aufgenommen und verhandelt. Der günstigste Anbieter würde den Liter Desinfektionsmittel für 3 Euro liefern, inklusive Transportkosten, egal an welches Produktionswerk. Das ist nun die Vergleichsbasis. Die Eigenfertigung lohnt sich also, wenn die variablen Stückkosten nicht über 3 Euro liegen. Die variablen Herstellkosten setzen sich aus den variablen Materialeinzel-, Materialgemein-, Fertigungseinzel und Fertigungsgemeinkosten zusammen. Dazu kommen noch die variablen Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten und schon hat man die variablen Stückkosten ermittelt. Wer das Buch Kosten- und Leistungsrechnung für Dummies hat, findet die Ermittlung der variablen Stückkosten nochmal im Kapitel Teilsicht – Direct Costing oder die Grenzplankostenrechnung im Abschnitt »Stückdeckungsbeiträge kalkulieren – die Kostenträgerstückrechnung«.

 

Jetzt der zweite Fall. Das Desinfektionsmittel kann nicht ohne vorherige Investitionen selbst produziert werden. Eine kleine Maschine muss gekauft werden, 10.000 Euro Anschaffungskosten, Nutzungsdauer zehn Jahre. Das sind nach Adam Riese jährliche Abschreibungen in Höhe von 1.000 Euro und damit Fixkosten. Zusätzlich entstehen pro produziertem Liter 2,50 variable Stückkosten an. Ob nun make oder buy besser ist, entscheidet die erforderliche Menge. Dazu teilt ihr die Fixkosten durch die Differenz des Einkaufspreises und der variablen Stückkosten. Im Beispiel werden also die 1.000 Euro durch 3 Euro minus 2,50 Euro geteilt. Das Ergebnis: 2.000. Ab 2.000 Litern Desinfektionsmittel pro Jahr lohnt sich die Eigenfertigung.

Die Berechnung ist somit exakt gleich wie die einer Break-even-Analyse mit einem Produkt. Ihr findet die Formeln und Erklärungen im gleichen Kapitel wie oben im ersten Fall erwähnt – falls ihr es noch ausführlicher nachlesen wollt.

 

Im dritten Fall geht es darum, dass eine mögliche Eigenfertigung nur unter Verzicht der Produktion anderer Produkte möglich ist, da eine Erweiterungsinvestition ausgeschlossen ist – aus welchen Gründen auch immer.

Jetzt wird der Preis bei Fremdbezug mit den variablen Kosten bei Eigenfertigung plus dem entgangenen Deckungsbeitrag verglichen. 2.000 Liter zu je 3 Euro eingekauft ergeben 6.000 Euro. Das ist wieder die Vergleichsbasis. Bei Eigenfertigung betragen die variablen Kosten, um die Zahlen aus dem zweiten Fall aufzugreifen, 2,50 Euro mal 2.000 Liter, also 5.000 Euro. Damit darf der entgangene Deckungsbeitrag aus der Reduktion der Herstellung eines anderen Produkts maximal 1.000 Euro betragen, damit sich die Eigenfertigung lohnt. Die einstufige Deckungsbeitragsrechnung findet ihr im bereits genannten Kapitel und die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung im darauffolgenden Kapitel, falls ihr das Buch zur Hand habt. Andernfalls sucht ihr in euren anderen Büchern oder im Internet nach den genannten Stichworten.