· 

GmbH: ein Steuersparmodell oder eine Steuerfalle?

Auf Facebook oder anderen sozialen Medien und in Vorträgen bewerben selbsternannte Finanzexperten und Steuergurus ihre Publikationen und hochpreisige Seminare. Spielend leicht kann man demnach in nur wenigen Jahren Millionär werden. Bevor ihr euch jetzt ärgert, noch nicht so ein mehrere tausend Euro teures Seminar besucht zu haben und deshalb noch nicht Millionär seit, entspannt euch erstmal. Hier wird einer der wichtigsten Steuerspartricks dieser Experten und Gurus nun nüchtern analysiert.

 

Einer der prominentesten Steuerspartricks, der immer wieder als Wundermittel angepriesen wird, um schnell reich zu werden, ist die Gründung einer GmbH. Angenommen du bist selbstständig oder vermietest nebenher eine oder mehrere Immobilien und zahlst im Durchschnitt 30 bis 40 Prozent Steuern. Viel Geld. Sehr viel Geld. Und da stolperst du über Werbung, die dir verspricht, deine Steuerlast massiv zu senken und so schnell reich zu werden. Ich sag es mal so: wen dem wirklich so wäre, wären heute viele bereits Millionär und die Seminare, auf denen man das Handwerkszeug dazu lernt, wären total überlaufen. Dem ist aber nicht so. Das könnte daran liegen, das viele Leute einfach nicht ihre Chance ergreifen und deshalb nicht Millionär werden - so würde ich als Guru argumentieren. Oder es liegt schlicht daran, dass viele von euch, auch ohne jedes Detail umzudrehen, bereits wissen, dass die Sache bestimmt einen Haken hat.

 

Und genau diesen Haken schauen wir uns jetzt an. Der Haken besteht aus einem kleinen Häkchen und einen großen, sehr großen Haken. Das kleine Häkchen entsteht, wenn Ihr eine GmbH gründet, um dort eure jährlichen Ersparnisse in Wertpapieren anzulegen. Würdet ihr das als Privatperson machen, müsstet ihr in Deutschland auf alle Erträge daraus nach Abzug des Sparer-Pauschbetrags 26,375 Prozent Kapitalertragsteuer inklusive Soli bezahlen. Kirchenmitglieder zahlen etwas mehr. Wickelt ihr das Spiel über eine GmbH ab, fällt zusätzlich Gewerbesteuer an. Das ist das kleine Häkchen. Wobei gesagt werden muss, dass Kursgewinne bei einer GmbH zu 95 Prozent steuerfrei bleiben. Als Privatperson müsstet ihr die bei Realisierung, also beim Verkauf mit dem besagten Steuersatz versteuern. Behaltet das mal im Hinterkopf, da hier noch eine böse Falle lauert.

 

Jetzt kommen wir zum großen Haken. Es stellt sich dabei zuerst die Frage, wozu ihr in das Steuersparmodell GmbH gehen wollt. Wollt ihr das Geld dort auf immer und ewig parken und euch schlicht daran erfreuen, dass die GmbH über ganz viel Geld verfügt oder wollt ihr eines schönen Tages etwas von dem Geld haben, um euch damit im Leben etwas leisten zu können? Wenn ihr nie wieder an das Geld ran wollt und auch eure nachfolgenden zehn Generationen sich nur an dem Anblick der reichen GmbH erfreuen sollen, ist der Steuertrick mit der Gründung einer GmbH richtig gut für euch. Wenn ihr aber eines Tages an das Geld ran wollt, schlägt der Steuerhammer zu.

 

Da die Wertpapiere beim kleinen Häkchen schon den Vortritt hatten, jetzt die Immobilienanlage beim großen Haken zuerst. Ihr seit finanziell so gut aufgestellt, dass ihr eine oder mehrere Immobilien kaufen und vermieten könnt. Vielleicht habt ihr sie aber auch geerbt. Als Privatperson versteuert ihr die Erträge daraus ganz normal über euren Steuersatz, was in der Spitze etwas über 45 Prozent sein kann. Schiebt ihr das alles in eine GmbH zahlt ihr plötzlich viel weniger Steuern dafür, nur noch 15 Prozent Körperschaftsteuer plus Soli, macht knapp 16 Prozent. Das klingt extrem verlockend. Lasst uns deshalb das Ding bis zum Ende durchdenken Nach Jahrzehnten, zum Beispiel bei Rentenbeginn, verkauft ihr die Immobilien. Als Privatperson fallen beim Verkauf der Immobile keine Steuern an, ihr kassiert die Wertsteigerung der Immobilie steuerfrei. Anders sieht es mit einer GmbH aus. Hier muss die Wertsteigerung wieder mit den bereits genannten 15 Prozent plus Soli versteuert werden. Das ist schlimm, aber bei weitem noch nicht alles. Noch befindet sich das Kapital nach dem Verkauf ja in der GmbH und ihr kommt da nicht ran. Schüttet ihr das Geld nun an euch aus, kommt der Steuerhammer. Ihr müsst nun auf die Wertsteigerung 26,375 Prozent Steuern zahlen. Bis ihr an das Geld gelangt, habt ihr damit knapp 16 Prozent Steuern für die laufenden Erträge und knapp 16 Prozent für die Wertsteigerung plus rund 26 Prozent für die Ausschüttung gezahlt. In einem Satz: das Steuersparmodell GmbH lohnt sich nicht, wenn ihr eines Tages wieder an das Geld kommen wollt, dann zahlt ihr am Ende nur noch mehr Steuern.

 

Ach ja, und bei den Wertpapieren sieht es wie folgt aus: Wertsteigerungen waren in der GmbH ja weitestgehend steuerfrei. Wenn Ihr das Geld nun aber haben wollt, müsst ihr bei der Ausschüttung die besagten 26,375 Prozent bezahlen.

 

Nicht erwähnt habe ich hier übrigens den gesamten Aufwand, den ihr für eine Gründung und Durchführung einer GmbH betreiben müsstet. Wenn ihr dennoch ernsthaft über die Gründung einer GmbH zu einer der genannten Zwecke nachdenkt, lasst euch bitte bitte von einem seriösen Steuerberater beraten und haltet dabei nicht mit euren Finanzzielen hinter dem Berg, damit er euch gut beraten kann. Es macht nun mal einen Unterschied, ob ihr irgendwann wieder an das Geld ranwollt oder nicht.