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Ist es möglich, nur ein Prozent Steuern zu bezahlen?

Einige Finanzgurus werben in Social-Media-Kanälen mit Konzepten, die es ermöglichen, nur noch ein Prozent Steuern zu bezahlen. Um zu erfahren, wie das geht müsst ihr erst eine Eintrittskarte für einen Live-Event oder anderen Content einkaufen. Beides ist mit recht hohen Kosten verbunden. Natürlich macht sich das bezahlt, wenn man später tatsächlich viel weniger Steuern bezahlt. Dann war das ein gutes Investment. Wenn die Konzepte von euch aber nicht anwendbar sind, habt ihr letztlich nur unnötig Geld ausgegeben. Darum hier für euch, wie die Konzepte im Innersten funktionieren und welche Voraussetzungen ihr dabei erfüllen müsst.

 

Es geht aber noch besser. Deshalb verrate ich euch zuallererst, wie ihr gar keine Einkommensteuer mehr zahlen müsst. Danach verrate ich euch die Ein-Prozent-Tricks und Konzepte der meisten Finanzgurus.

 

Okay, das mit dem gar keine Einkommensteuer mehr zahlen müssen ist mit einem Haken verbunden. Euer Einkommen darf das steuerfreie Existenzminimum nicht überschreiten. Das bedeutet, das euer zu versteuerndes Einkommen maximal 11.604 Euro betragen darf. Das ist der Grundfreibetrag im deutschen Einkommensteuertarif im Jahr 2024. Die gute Nachricht: Diesen Betrag habt ihr immer steuerfrei, auch wenn ihr drüber raus verdient. Ihr versteuert dann das darüber liegende Einkommen.

 

Jetzt zu den Konzepten und wie sie ticken. Als Arbeitnehmer bekommt ihr als Privatperson Geld auf euer Konto überwiesen. Damit unterliegt ihr dem progressiven Einkommensteuertarif. Erzielt ihr dagegen Einkommen, das ihr in einem Unternehmen oder einer Holding-Struktur belässt, unterliegt ihr nicht der progressiven Einkommensteuer. Erst wenn ihr die Gewinne an euch ausschüttet, zahlt ihr eine Abgeltungsteuer. Ihr habt’s sicher gemerkt, ihr müsst zuerst eine Unternehmung gründen.

 

Damit seid ihr aber immer noch meilenweit davon entfernt nur ein Prozent Steuern zu bezahlen. Für Gewinne, die in eurem Unternehmen verbleiben, müsst ihr Körperschaftsteuer zahlen. Die liegt in Deutschland bei 15 Prozent. Darauf kommt dann noch der Solidaritätszuschlag mit 5,5 Prozent auf die Körperschaftsteuer. Insgesamt sind dann 15,83 Prozent Steuern zu zahlen und nicht ein Prozent. Schüttet ihr die Gewinne an euch aus, wird noch zusätzlich Steuer fällig.

 

Lenken Unternehmen ihre Gewinne über Länder mit niedrigen Steuern wie zum Beispiel Irland oder Luxemburg, geht es noch weiter runter aber immer noch nicht gegen ein Prozent. Amazon hat seinen Sitz zum Beispiel in Luxemburg und einige Hard- und Softwareanbieter ihre Sitze in Irland.

 

Um nur noch wenig Steuern auf eure Gewinne zahlen zu müssen, müsst ihr also einen hohen Aufwand betreiben. Das lohnt sich nur in wenigen Fällen. Überlegt es euch also besser zweimal, ob so ein Finanzcoaching, Vortrag oder ähnliches wirklich für euch passt.

 

Das war eine Information des Autors vom Buch Einnahmen-Überschussrechnung für Dummies. Der Link: https://t1p.de/bozw6

 

Abschließend noch der Hinweis, dass das hier keine steuerliche Beratung für eure individuelle Situation ist.