Sprechen wir über ein Thema, das unter der Oberfläche brodelt, aber massive Auswirkungen auf unsere Unternehmen haben kann: Die digitale Abhängigkeit von US-Softwarekonzernen – und warum sie für Controller und CFOs mehr ist als nur ein IT-Thema.
Stellt euch vor, der Zugang zu eurer wichtigsten Unternehmenssoftware wird über Nacht gesperrt. Kein Zugriff mehr auf Cloud-Daten, ERP-Systeme, E-Mail-Kommunikation. Ein Szenario, das bislang wie ein technisches Worst-Case-Märchen klang, rückt zunehmend in den Bereich des Möglichen. Denn Europas Unternehmen – und damit auch ihre Finanzabteilungen – sind in hohem Maße abhängig von US-Tech-Giganten wie Microsoft, Amazon, Google oder Apple.
Was lange Zeit bequem war – moderne Tools, leistungsfähige Infrastruktur, hoher Bedienkomfort – entpuppt sich heute als strategisches Risiko. Diese Abhängigkeit ist nicht nur ein Datenschutzproblem. Sie kann zur politischen Waffe werden. Sanktionen, Handelskonflikte oder geopolitische Spannungen könnten den Zugang zu kritischer Software von einem Moment auf den anderen unterbrechen. Die wirtschaftliche Abhängigkeit wird damit zu einem machtpolitischen Hebel. Und genau hier kommt das Controlling ins Spiel. Denn wer Risiken steuern will, muss sie erst einmal erkennen, bewerten – und in Zahlen gießen.
Viele CFOs haben die Gefahr erkannt, handeln aber zögerlich. Warum? Die Alternativen erscheinen komplex, kostspielig und wenig kompatibel mit etablierten Prozessen. Doch das ist ein Trugschluss, wie immer mehr Studien und Expertenberichte zeigen: Wer jetzt in digitale Souveränität investiert, erhöht seine Resilienz und reduziert langfristig die versteckten Kosten der Abhängigkeit.
Was bedeutet das konkret für Controller?
Es geht um mehr als nur IT-Budgets. Es geht um Risikobewertung im Jahresabschluss, Szenarioanalysen im Controlling und strategische Investitionen in digitale Unabhängigkeit. Eine Cloud-Strategie ohne Notfallplan ist keine Strategie, sondern Leichtsinn. Und ein ERP-System, das nicht migrierbar ist, kann zum finanziellen Klotz am Bein werden.
Doch es gibt Hoffnung: In Europa entstehen zunehmend leistungsfähige Alternativen. Anbieter wie IONOS, Nextcloud oder europäische SAP-Dienstleister bieten Ansätze, die sich gut in bestehende Systemlandschaften integrieren lassen. Sie sind vielleicht nicht ganz so Fancy wie die großen US-Marken – aber sie gehören nicht zur Blackbox aus Übersee.
Fazit für CFOs und Controller:
Digitale Abhängigkeit ist nicht nur ein IT-Risiko, sondern ein betriebswirtschaftliches Thema erster Ordnung. Wer heute strategisch denkt, muss auch digital souverän handeln. Prüft eure Lieferkette – auch die digitale! Diversifiziert eure Softwarelandschaft oder denkt zumindest mal in Alternativszenarien darüber nach, schafft Exit-Szenarien für den Ernstfall und holt das Controlling zurück an den digitalen Entscheidungstisch.